Kieler Kofferbomber
Verdächtiger aus dem Libanon
Der festgenommene mutmaßliche Kofferbomben-Leger kommt nach einem Magazinbericht aus dem Libanon. Der Mann studiere in Kiel und wohne in einem Studentenwohnheim, berichtet der "Focus" unter Berufung auf Ermittlerkreise. Präzise Hinweise eines ausländischen Geheimdienstes hätten zu der Festnahme des Mannes geführt, heißt es. Der Libanese sei offenbar Mitglied eines bislang nicht bekannten islamistischen Netzwerks. Weiter hieß es, deutsche Sicherheitsbehörden befürchteten, dass die Festnahme zu Racheaktionen von Islamisten führen könnte. Nach dem zweiten Verdächtigen werde weiter mit Hochdruck gefahndet.
Fahnder hatten den Verdächtigen nach Angaben der Bundesanwaltschaft am Kieler Hauptbahnhof festgenommen. Bei ihm soll es sich um einen der beiden Männer handeln, die die Bomben von Dortmund und Koblenz gelegt haben sollen. Die unter anderem aus Gasflaschen gebauten Sprengsätze waren am 31. Juli in Zügen gefunden worden. Das Bundeskriminalamt hält einen terroristischen Hintergrund des missglückten Anschlags für wahrscheinlich.
Weitere Einzelheiten von Harms
Generalbundesanwältin Monika Harms werde am Nachmittag um 16.30 Uhr in Karlsruhe weitere Einzelheiten bekannt geben. Der Verdächtige werde dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe vorgeführt.
Der Kieler Hauptbahnhof war am Samstagvormittag für rund fünf Stunden von der Polizei gesperrt worden. Der Einsatz stand nach Angaben eines Polizeisprechers "im Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes". Nähere Details nannte der Sprecher nicht. Das BKA fahndet derzeit intensiv nach zwei Verdächtigen, die Ende Juli zwei Bombenanschläge auf Regionalzüge verüben wollten.
Spur in die Niederlande
Laut "Focus" verfolgt das BKA dabei eine Spur in die Niederlande. Die Ermittler hatten den Verdacht, dass einer der beiden Tatverdächtigen entweder aus dem Nahen Osten oder aus Indonesien stamme, berichtet das Magazin. Dies habe unter anderem zu Ermittlungen in den Niederlanden geführt, wo unter der großen moslemischen Gemeinde etliche radikale Moslems vermutet würden.
Videoaufnahmen veröffentlicht
Das BKA hatte Aufnahmen einer Videokamera der beiden Männer veröffentlicht und eine Belohnung von 50.000 Euro für Hinweise ausgesetzt. Nach Informationen des "Focus" verfügt das BKA noch über weitere, bislang unveröffentlichte Videoaufnahmen, die den Verdacht gegen einen der beiden Verdächtigen erhärten.
Dem Bericht zufolge liegt dem BKA eine längere Videoaufnahme von dem Mann vor, der einen der beiden Sprengsätze platziert haben soll. Der etwa 25-Jährige sei bereits knapp 30 Minuten nach seiner Abfahrt vom Kölner Hauptbahnhof dort wieder an einem Informationsstand der Bundesbahn gefilmt worden. Während er bei der Abfahrt noch einen schweren Koffer dabei gehabt habe, sei er bei der zweiten Aufnahme ohne jedes Gepäck zu sehen. Nach einem Gespräch an dem Informationsstand habe er sich schnellen Schrittes Richtung Ausgang entfernt. Die Ermittler schließen demnach aus der Aufnahme, dass es sich bei dem Mann um einen Ortsfremden gehandelt habe. Zudem sei er vermutlich bereits an der nächsten Station des Zuges in Köln-Deutz wieder ausgestiegen und zum Hauptbahnhof zurückgefahren.
Katastrophe nur knapp entgangen
Nach Erkenntnissen des BKA entgingen die Fahrgäste zweier Regionalzüge nur haarscharf den Bombenanschlägen. Die Zünder der am 31. Juli in Zügen nach Hamm und Mönchengladbach gefundenen Kofferbomben hatten bereits zeitgleich um 14.30 Uhr ausgelöst. Nur ein handwerklicher Fehler habe verhindert, dass die Hauptladungen explodiert seien, sagte BKA-Chef Jörg Ziercke in Wiesbaden.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte vor weiteren möglichen Angriffen. Er kündigte eine stärkere Videoüberwachung vor allem im öffentlichen Nahverkehr an. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Gefahr einer Wiederholung dieser Anschlagversuche weiterhin besteht", erklärte er in Berlin. "Wenn die Bomben gezündet hätten, hätte es sehr, sehr viele Tote und Verletzte gegeben."作者: 胖胖鸭 时间: 2006-8-19 15:06
