! W5 ^0 @7 k& ?8 l都市生活的灯红酒绿只是硬币的一面,另一面是很多人还生活在贫困中。此外与西方不同,中国老年人对高消费似乎免疫。他们有别的担心,因为中国目前还没有完善的福利机制。对收入差距拉大等多种问题,中国已开始积极回应,投入巨资用在教育和卫生体系等建设上,同时对高档手表等奢侈品开征消费税。这种“平衡” 措施得到大多数人的肯定。 ) c4 H3 |+ n x+ L4 j, E% z1 l! L" O- c8 ~
Reich und schön im Reich der Mitte + l- x b9 H8 t9 w9 g1 _Serie Teil 2: Nivea-Manager Jan Hodok und der neue Lifestyle der Chinesen. Die Mittelschicht in Chinas Städten krempelt ihr Leben um: Markenkleidung statt Mao-Anzug, Golfen statt Tai-Chi. Westliche Firmen sind die Profiteure. # `: ?. g. k: AVon Melanie Wassink 5 T. O( K6 _! O, ?$ b: A, V) X: Y+ E4 k( i5 `6 U& Q+ n
Schanghai - Sanft schwingen die Blätter des Lotus im Wind. Sie sind groß wie Regenschirme und bedecken den Teich vor dem Barbarossa, einem Café im Schanghaier People's Park. Über dem Blättermeer recken rosafarbene Blüten ihre Köpfe in den Himmel. Am Rand des glitzernden Sees raschelt der Bambus. Das Hupen, die Sirenen und das auch nachts nicht verklingende Rauschen der Megacity dringen nur gedämpft an den Tisch auf der Veranda des stilvollen Pavillons. "Für mich ist das hier eine Oase in der Stadt", sagt Jan Hodok (32) über seinen Lieblingsort. Natur ist in der chinesischen Millionenmetropole Mangelware, und der Marketingmanager von Nivea in Schanghai vermisst das Grün genau wie andere Ausländer, die hier ein paar Jahre fern der Heimat leben. Den wenigen chinesischen Gärten mit Teichen und verwunschenen Pfaden merkt man an, dass es 1,3 Milliarden Chinesen gibt - und setzt man sich auf einen Stein, eilt ein Wächter in Uniform herbei und bläst in seine Trillerpfeife. 4 J2 G- x c% {4 g" e: o$ b & `' ]% P8 d* Y0 WArbeiten in Schanghai - das bedeutet für Hodok zehn bis zwölf Stunden Produkte und Werbestrategien zu entwickeln - für den am schnellsten wachsenden Markt der Welt. Danach etwas Sport im Fitnessstudio, ein Drink mit anderen Ausländern, dann fällt er in seinem 80-Quadratmeter-Appartment ins Bett. Zur Erholung muss das Wochenende reichen, etwas Ausgleich vom Lärm der Stadt findet Hodok bei Ausflügen aufs Land, nach Korea oder Japan.8 _: n7 h6 m0 A4 Y3 o
) ~: g6 A, x/ }1 h, ~0 C( \4 JFür die modernen Chinesen, die schon vor mehr als 1000 Jahren als Erfindervolk des Feuerwerks gerne Krach machten und mit Umweltschutz nicht viel am Hut haben, zählen andere Dinge als Ruhe und Natur. Ihre Freizeit spielt in der Fußgängerzone, ihr Naherholungsgebiet sind die Tempel des Konsums. 300 Millionen Menschen bilden die einkommensstarke Schicht des Landes. Und für diese neue Mitte zählt nur eins: "Du bist was du hast." . Z |. i7 v) R/ B6 \: f. ]2 g9 L! X+ j/ X+ m5 }& t/ A
Die Investoren wissen das und reagieren: Bis 2010 stehen sieben der zehn größten Einkaufszentren der Welt im Reich der Mitte, schätzt der Immobiliendienstleister Deloitte. Für all den Nachholbedarf an Fernsehern, Handys, Kühlschränken und Kleidung bietet die Golden Resources Mall in Peking schon heute 1000 Geschäfte unter einem Dach. 230 Rolltreppen und 10 000 Parkplätze stellen den bequemen An- und Abtransport der Konsumenten sicher. Auch in der Kapitale des Kapitalismus, in Schanghai, kann der Kaufwillige ganze Tage in einem einzigen Einkaufszentrum verbringen, ohne sich zu langweilen. Die Super Brand Mall bietet Shopping auf acht Etagen. Man stärkt sich bei McDonald's oder isst ein paar appetitlich im Bambuskörbchen gedämpfte Dimsums, ein thailändisches Curry oder Sushi, gemütlich oder als Fast-Food. Danach dreht man im fünften Stock ein paar Runden auf der Eislaufbahn oder vergnügt sich beim Karaoke. - i5 z6 w- f0 h. K5 h 9 `, s Y+ Q1 G- |( X9 r2 KVon solchem Kaufrausch weiß auch Jan Hodok zu berichten. Durch die Einführung immer neuer Produkte wie Kosmetik für Männer wuchs der Umsatz bei Beiersdorf China im vergangenen Jahr um 50 Prozent. Auch im laufenden Jahr soll es noch einmal ein Plus von 40 bis 45 Prozent geben. Bald müssen die 150 Arbeiter in der Produktion in Schanghai umziehen, weil hier eine größere Fabrik entsteht. Und das, obwohl eine Nivea-Gesichtspflege gut dreimal so teuer ist wie ein chinesisches Produkt. Dazu kommt, dass andere internationale Marken wie Vichy von L'Oréal und Avène von P. Fabre ebenfalls nach China drängen: Neue Konkurrenz für Nivea, die hier bereits in den 1930ern verkauft wurde. $ l4 A1 H S* Y, R ' y6 r, l0 L# ~Marken aus dem Westen sind im Osten sehr beliebt. "Früher sind die Chinesen mit lokalen Produkten häufig übers Ohr gehauen worden", hat Hodok erfahren. "Da ist irgendwas zusammengemixt worden und wurde dann als Creme verkauft."6 N" }! N' H( p f. f( p
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Aber gerade bei Kosmetik machen aufstrebende Chinesen heute keine Kompromisse mehr. "Viele Frauen geben ein Viertel ihres Einkommens für Pflege aus", sagt der Hamburger. Schönheit, in der Zeit des Kommunismus fast verpönt, sei heute umso wichtiger. Dabei geht es um mehr als neue Eitelkeit. Gutes Aussehen gilt bei beiden Geschlechtern als Türöffner für beruflichen Erfolg und erleichtert damit den so sehr gewünschten Aufstieg in die neue Mittelschicht.2 a: W2 e9 U$ S- Z3 O# I
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"Die Future of China-Generation" nennt sie Jan Hodok, die Zukunft Chinas. Die junge Generation von Uni-Absolventen, mit guten Jobs in internationalen Firmen, die Zielgruppe nicht nur von Nivea, sondern auch von Coca-Cola und Vichy. Dazu gehören insbesondere die jungen Städter, die die Grausamkeiten der Kulturrevolution vor vierzig Jahren nur noch vom Hörensagen kennen, als viele "kapitalistische Hunde" von den Rotgardisten zur Umerziehung aufs Land geschickt wurden, mit bloßen Händen das Feld bestellen und in Hütten aus Lehm wohnen mussten. 2 y2 Z& J+ p% N, W, e0 V+ T$ v6 R# {+ @( V# E
Doch wer heute dazugehört, kauft nicht nur Cremes und Cola. 426 Millionen von 1,3 Milliarden Chinesen telefonieren mit dem Handy, die Autohäuser verkaufen 80 Prozent der Wagen an Privatkunden. Trank man früher heißes Wasser oder Tee, ist heute Starbucks der Ort, wo man sich trifft. 50 Lokale betreibt die Kaffeekette aus den USA allein in Peking, das sind bereits mehr als in Washington im Heimatland. Gut 2,50 Euro kostet hier ein Latte Macchiato, zwei Tage müsste ein Bauer aus dem Norden dafür schuften.& F6 y6 k6 V' \, V
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Denn es gibt mehrere Wahrheiten in China - und der Lifestyle in den Städten ist nur die eine Seite der Medaille. 800 Millionen Menschen leben auf dem Land in Armut. Allein im vergangenen Jahr haben 50 Millionen Bauern ihr Land verloren. Die Entschädigung des Staates, Eigentümer allen Grundes, reicht nur selten für einen Neuanfang. Wenn Gemüsefelder Gewerbegebieten weichen, werden Dörfler zu Wanderarbeitern. Ihnen bleibt nur, die Heimat zu verlassen und auch schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Sie nähen die Hosen, die in aller Welt in den Geschäften hängen, sie balancieren auf Bambusgerüsten und ziehen die Hochhäuser in den Himmel. Und ihre Nichten, Cousins oder Kinder daheim bilden den Nachschub an billigen Arbeitern, die den Fabriken Chinas noch auf Jahre günstige Löhne garantieren. ( P1 G& t+ ^- Y" ]- k! [9 d# K" u+ F! {; x/ v
Doch wachsende Einkommensunterschiede und 87 000 Protestaktionen von Arbeitern und Bauern gegen Ungerechtigkeiten allein im vergangenen Jahr haben die Regierung hellhörig werden lassen. 34 Milliarden Euro will sie in diesem Jahr für Infrastruktur, Erziehung und Gesundheitswesen auf dem Land ausgeben. Im Gegenzug wird eine Luxussteuer eingeführt, auf teure Autos, Luxusuhren, Golfschläger und Yachten.% T9 E* A8 ~* u$ B! G+ X L
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Die richtig Reichen dürfte dies kaum stören. Der Luxusforscher Rupert Hoogewerf schätzt die Zahl der Dollarmillionäre in der Heimat Maos auf heute 500 000. Das sind zehnmal so viel wie noch vor 15 Jahren. Dreiviertel davon sind Immobilienmogule.- V4 ^2 x3 U2 ?, o3 z
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"Gerade die Maseratis laufen gut", erzählt ein Verkäufer italienischer Sportwagen in einem Schanghaier Autohaus nur wenige Meter vom Café am Lotusteich entfernt. Erstaunlich in einer Stadt, wo der Stau meist zum Schneckentempo zwingt. Allerdings überholt man dafür links und rechts und überlässt den Fußgängern selbst bei Grün die Straße nur für wenige Sekunden. - Z9 S' n1 {# k$ M/ v( A+ M- P1 N0 [8 G3 O0 f Z: n V
Doch Autofahren reicht den meisten nicht - Hobby Nummer eins der neuen Reichen ist das Reisen. Millionäre aus Schanghai zieht es in diesem Jahr vor allem nach Europa, die aus Peking in die USA. Wer Strand und Meer daheim erleben möchte, macht Urlaub auf Hainan. Das Bade- und Erholungsziel im Süden wird zum Sylt für die Chinesen, allerdings fällt hier das Sonnenbaden flach. Geplanscht wird erst bei Dunkelheit - mit Badering, denn kaum jemand kann schwimmen. "Die Chinesen lieben weiße Haut", sagt Hodok, und auch Nivea stellt sich darauf ein. Mit Weißmacherprodukten, die die Melaninproduktion hemmen und umgekehrt wirken wie Selbstbräuner, macht Beiersdorf in China mehr Umsatz als mit Gesichtspflege gegen Falten. $ r; h& {2 l8 I' N% I$ ^% C( P& I7 B- W9 [5 B4 V
Und auch hinter diesem Umstand verbirgt sich wieder eine Eigenart des chinesischen Marktes: Die älteren Frauen fallen als Kundinnen weg, weil ihnen nach einem Leben im Kommunismus häufig die Sensibilität und das Geld für die gekaufte Schönheit fehlt. "Diese Frauen haben ganz andere Sorgen", sagt Hodok. Das sozialistische China ist zu einem Land geworden, wo sich wenige neuerdings viel leisten können. Und viele nach wie vor nichts.