8 J% ` }' j; `' @# ~ wBeim Aufstieg zur Großmacht orientiert sich Peking an der Supermacht. 8 `! j) @$ N( T' Y7 a0 r3 Z3 Z2 C* {0 D6 T- t/ \
"Papiertiger" nannte Mao Tse-tung einst die amerikanischen Imperialisten. Heute bemühen westliche Denker Maos Bild, um den Zustand der amerikanischen Supermacht angesichts des Debakels im Irak zu beschreiben. In China jedoch ist man weit davon entfernt, die Vereinigten Staaten als Papiertiger abzuschreiben. Nicht nur hat sich die chinesische Regierung ganz realistisch darauf eingestellt, dass Amerika noch für Jahrzehnte die Supermacht bleiben wird, auch für die chinesische Bevölkerung ist der amerikanische Traum nicht ausgeträumt.+ Q$ c7 J( Z& b, B* C4 w
7 P# e, Y1 U; n, {, ]' P2 x! UDie jungen Chinesen, der aufstrebende Mittelstand, die neuen Unternehmer und Manager blicken nach Amerika: Es steht für Wohlstand und unbegrenzte Möglichkeiten, für Freiheit, Eigeninitiative und Flexibilität. Anders als vor noch zehn oder zwanzig Jahren ist es nicht der Traum vom Ausbruch aus den Zwängen der kommunistischen Gesellschaft, der Amerika interessant macht.0 E1 c% e: {/ E* @5 z$ R
' g7 g4 Z5 k% J D4 r+ ]& c, n* JDie kommunistische Partei gibt dem Individuum heute genug Freiheit, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, Karriere zu machen und vielleicht sogar reich zu werden. Träumte man früher davon, nach Amerika auszuwandern, um dort ein freies Leben führen zu können, träumt man nun davon, dort zur Schule oder zur Universität zu gehen, um zu lernen, was man für den Erfolg braucht - und damit nach China zurückzukommen.2 D& w/ f0 |5 D( G1 N6 ^
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Im neuen China des Wirtschaftsbooms und eines Manchester-Kapitalismus, der sich "sozialistische Marktwirtschaft" nennt, ist die Vorstellung von der Moderne noch immer amerikanisch, und diejenigen, die europäisch träumen, sind in der Minderheit. Europa steht für Altes, für Unmodernes, für Beharrung, hohe Steuern und einengende Vorschriften und Tradition. In China träumt man von Skylines und Autobahnen, nicht von restaurierten mittelalterlichen Städten. Die Chinesen, die meist wenig zur Selbstreflexion neigen, schauen lieber in die Zukunft - und da sehen sie Amerika.- u( {+ c5 e2 m2 \; B: V& N
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Die Eliten und die Mittelschichten in China fühlen sich nicht vom Modell der europäischen Gesellschaft angezogen. Sie wollen die Suche nach Glück und nicht das Streben nach sozialer Gerechtigkeit. Sie befürworten Eliteerziehung und nicht Chancengleichheit. Sie sind optimistisch und haben keine Zukunftsängste. Sie bewundern Technik und Wissenschaft und nutzen sie ohne Skrupel.+ ]! E1 M3 N1 p" m3 M6 C' }' z& s5 V
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Dass es in denselben Schichten auch antiamerikanische Töne gibt, ist nur vermeintlich ein Widerspruch. Man beneidet die Amerikaner um ihre Stellung, fühlt sich von der Supermacht oft nicht anerkannt oder gedemütigt. Das neue chinesische Selbstbewusstsein will Kritik und vermeintliche Einmischung nicht mehr hinnehmen. Der amerikanischen Vormacht wächst ein chinesischer Nationalismus entgegen, aber der verdeckt vielfach nur die heimliche Bewunderung. : L: Y- G6 y9 l+ B8 S: s # X% @/ `; N1 b" I$ A6 c- |Auch die chinesische Regierung schaut auf Amerika. Man studiert am amerikanischen Beispiel, wie der Aufstieg zur Großmacht abläuft. Der große Aufbruch nach Westen in China hatte amerikanische Anklänge. Jetzt erinnern frühkapitalistische Gründerzeit und Goldgräberstimmung, auch in ihren negativen Auswüchsen, an den Beginn des 20. Jahrhunderts in Amerika. , s( {" B5 o* [$ [; i0 m! \! A8 y - R5 k( ^" G, G7 a; S; W9 \Nun, da Chinas Wirtschaft entfesselt ist und Rohstoffe und Energie braucht, geht das Land wiederum einen amerikanischen Weg. Während Europa darüber nachdenkt, den Energieverbrauch zu senken und das Konsumverhalten zu ändern, geht China aggressiv auf die Suche nach Energiequellen und Rohstoffen: im Nahen Osten, in Zentralasien, Australien, in Afrika. Der Wachstumsoptimismus ist ungebrochen, und diejenigen, die vor Folgen für die Umwelt warnen oder auf Mängel des Systems verweisen, finden nur wenige Zuhörer. 9 A6 J7 G( z6 x" o8 i. u8 g0 E1 \. i& G0 v3 U, {
Während die Führung Washingtons Unilateralismus und Vormachtgebaren kritisiert, baut sie ihre eigene Einflusssphäre aus. In populären Analysen chinesischer Wissenschaftler ist es nicht die Militärmacht, sondern es sind die Wirtschaft und das Rechtssystem, die Amerika haben groß werden lassen. Dementsprechend zieht China vorerst mit der "weichen Macht" seiner Wirtschaft die nahen und fernen Nachbarn in Asien auf seine Seite. Das Militär wird dabei nicht vergessen. Der jüngste Raketentest hat gezeigt, dass die Modernisierung der Streitkräfte mit aller Macht vorangetrieben wird. Noch aber ist das Militär nachrangig. ! F4 w7 M1 |* V, M" F; ]* M6 \- N( z2 R
In einem hat Amerikas Vorbildrolle auch in China gelitten: als Modell für Demokratie und Menschenrechte. Scharten sich die Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 noch um eine Nachbildung der amerikanischen Freiheitsstatue, beruft sich heute kaum noch jemand auf die Vereinigten Staaten als den internationalen Verteidiger der Menschenrechte. Guantánamo und andere umstrittene Maßnahmen der Regierung Bush im Kampf gegen den Terrorismus machen es für die chinesischen Demokraten schwierig, auf das amerikanische Vorbild zu verweisen. Das kommt der chinesischen Regierung durchaus gelegen. Sie kann jetzt auch offizielle Kritik aus Washington an Menschenrechtsverletzungen noch einfacher als früher zurückweisen. % |- k" M( U0 } ' H9 x7 _/ \7 {3 JFür die wenigen Demokraten in China wird es schwieriger, politische Reformen und Menschenrechte gegen die enormen Beharrungskräfte des kommunistischen Systems durchzusetzen. Es fehlt nicht nur der Rückhalt aus Amerika. Bis jetzt scheint auch der wirtschaftliche Erfolg der chinesischen Führung recht zu geben, die der Stabilität unter einer Einparteiendiktatur und dem wirtschaftlichen Wachstum den Vorrang vor politischen Reformen und Demokratie gibt - in diesem Fall ganz unamerikanisch. + a6 p! w1 }4 h* w2 [# g9 [$ D. c7 k, z, @7 I
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中国民众依然做着美国之梦 d* v) E) b/ ~9 v3 w3 d
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“法兰克福汇报”以“中国的美国梦”为题发表一篇文章,指出中国在力求成为强国的过程中向美国这一超强看齐。文章写道: “中国还远没有走到可将美国作为纸老虎而不加理会的地步。不仅是中国政府态度十分务实,确信美国在未来数十年里也将继续保持超强地位,中国民众也依然做着美国之梦。7 w5 z6 E( L# S8 a3 N7 w q0 g" a