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Von Hierarchien und Hoffnungen ; D/ h# Y& K6 RChinesin Luo Lingyuan mit Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt; K+ ?# |* o7 L0 W9 F- V! x4 O" `
% ]9 ^4 ]" G: ]6 ~6 KSeit 1985 vergibt die Bayerische Akademie der Schönen Künste den von der Robert Bosch Stiftung ausgelobten Adelbert-von-Chamisso-Preis. Ausgezeichnet wird mit diesem Literaturpreis ein deutschsprachiges Werk von Autoren nicht-deutscher Sprachherkunft. In diesem Jahr ging einer von zwei Förderpreisen an die in Berlin lebende Chinesin Luo Lingyuan. Die ersten 26 Jahre ihres Lebens hat sie in der Volksrepublik China verbracht. # s6 T" Z, J ?$ b/ t6 S. G( g$ E. _9 I/ N4 p' H
& u4 F$ F8 f, F! [0 V! l9 BDer Liebe wegen verschlug es die studierte Computerwissenschaftlerin und Journalistin 1990 nach Deutschland. Nachdem sie zunächst noch chinesische Publikationen mit ihren Geschichten beliefert hatte, konzentriert sich Luo Lingyuan seit 1996 verstärkt aufs Deutsche." y' o; l$ l8 g) h% {
* C% n" J9 D& s7 L% H"Ich finde, auf Chinesisch kann ich einfach viel lockerer noch ausdrücken und zum Beispiel, ich habe eine Geschichte auf Chinesisch geschrieben, da fand ich die Sprache poetisch, ein bisschen langsam, romantisch erzählt, aber die Sprache ist schön zu lesen. Und dann hat jemand die Geschichte auf Deutsch übersetzt, und ich habe gedacht, so kann man doch nicht auf Deutsch schreiben. Diese poetische Sprache auf Deutsch beherrsche ich nicht. Und ich habe gemerkt, wenn man direkt übersetzt, wird es auch nicht. Also habe ich das lieber gelassen. Und auf Deutsch schreibe ich dann eher knapp und kurz."9 Z1 z7 W2 e" y9 A/ C1 q6 }
- f7 _$ |$ X# q; H0 l1 KSie hat zu einem schnörkellosen Ton gefunden und erzählt in ihrem ersten, nun von der Robert Bosch Stiftung ausgezeichneten, Erzählband "Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem 5.Stock" mit schockierender Lakonie sezierende Momentaufnahmen aus einer brutalen und reglementierten Welt. Polizei- und Parteiautoritäten nutzen ihre Machtfülle, um ohnmächtige, wehrlose Menschen zu drangsalieren. Sie haben der Willkür nichts entgegenzusetzen, unterwerfen sich resigniert. So bleibt etwa der Mord an einem Studenten ungesühnt. Jenseits jeder Verhältnismäßigkeit auch die Zerstörungswut eines Familienplanungs-Beamten gegen die Bauernfamilie, die sich dem Abtreibungszwang widersetzt.* n' Z/ G5 o/ f. g; p
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"Die deutsche Sprache hat mir einfach auch einen freien Raum gegeben, einfach viel mehr Spielraum und mir viel Freiheit geschenkt, dass ich dann gewagt habe zu sagen, was ich eigentlich sagen wollte. Und auf Chinesisch hätte ich das Buch nicht geschrieben, hätte eher was anderes, Belangloses, Nettes geschrieben. Es ist allen chinesischen Autoren und Filmemachern präsent: Man weiß, wenn man über die Grenze geht, dann hat man keine Chance, außer wenn man dann wirklich dadurch bekannt werden will, wenn man ins Gefängnis geht. Wer will denn schon ins Gefängnis? Und ich denke, viele Autoren haben dann auch bewusst Selbstzensur eingesetzt." # \* F/ t' g) O: R U# x1 N* R- ^0 q2 P% K L
Ungeschönt die chinesische Realität abzubilden, bleibt ein Risiko. Gleichzeitig unterstreicht die Schriftstellerin: ' l3 E6 ^$ i! V2 ?5 [# b / p6 x, e; U7 G7 F% N$ n"Jetzt gibt es aber langsam immer mehr Autoren, die auch wirklich vom chinesischen Leben erzählen. Insgesamt geht die Zensur langsam zurück oder wird kleiner. Die Regierung erlaubt einfach immer ein bisschen mehr. Und daher wagen die chinesischen Autoren auch mehr. Das finde ich sehr schön."8 J8 c" W. h5 m2 l/ @0 @, k
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Gerade deswegen kommt ihr die Auszeichnung mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis auch gelegen.3 v; ~/ W) j1 x, G3 y: w, _$ H
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"Die Anerkennung ist für mich auch wichtig, weil ich denke, dieses erste Buch hat zum Beispiel in China immer noch keine Hoffnung zu veröffentlichen. Aber in China ist die Entwicklung manchmal so: Wenn von außen immer mehr Druck kommt oder immer mehr Lob kommt, dann versuchen Chinesen ja doch drauf einen Blick zu werfen, wie bei den Filmen, obwohl man über die Filme schimpft. Aber dann wollte man doch einmal gesehen haben."8 F ` h9 j& e$ J; q2 x
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Ihren Romanerstling "Die chinesische Delegation", der in diesen Tagen bei DTV erscheint, lässt Luo Lingyuan in Europa spielen. Aus der Sicht einer in Deutschland lebenden Reisebegleiterin beschreibt sie die Hierarchien und Hackordnungen, die absurden Abhängigkeiten und eingefahrenen Wahrnehmungsweisen einer chinesischen Reisegruppe - aus Politik und Wirtschaft - und schöpft dabei ohne Angst vor verallgemeinernden Zuschreibungen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz als Reiseleiterin.% x' f3 c3 \, Z: ?
3 {. x- s- b3 p; n. m- b, B" G* ]Auch hier thematisiert sie die rigorosen Machtgesten eines Parteisekretärs, seine Doppelmoral und die strikten Erwartungshaltungen, denen vor allem junge Menschen und Frauen unterliegen.; V5 L, j( B( n- z t. T5 i
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"Man hat bemerkt, chinesische Sitten sind manchmal auch sehr belastend. Das Leben hier hat seine schöne Seite. Man zwingt niemand zu etwas, was er nicht gerne tut, was in China unterschiedlich ist. Wenn man nicht heiratet, kriegt man so viele üble Reden, dass man fast eine Schlampe ist. Das ist dann einfach unschön. Und hier man hat jedem Individuellen diese Freiheit gegeben ob man heiratet oder nicht. Und der Staat, der steht auch neutral und deswegen hat man nicht diesen sozialen Druck. Daher, wenn ich im Westen lebe, dann lebe ich auch im westlichen Stil."! E2 s7 C* g$ U- L3 t" V$ m. S$ _
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Aktuelle Entwicklungen in China fängt der Roman ein über die mit spitzer Feder karikierte Suche eines Bürgermeisters nach preisgünstigen jungen Architekten. Sie sollen der Stadt prestigeträchtige Bauten im westlichen Stil liefern. Doch die in Deutschland geltenden Vorschriften und Gesetze, Arbeitszeitregelungen und Sicherheitsvorkehrungen erscheinen den Autoritäten als ungeheuerliche Zumutung trotz der hohen Anzahl von Toten auf den Baustellen ihrer Stadt. Die derzeitig rasante Entwicklung des Landes sieht Luo Lingyuan dennoch positiv.7 X* k& H" e1 L
) _+ g( f$ X0 {"Ich denke, insgesamt ist es eine Fortschritt, weil: Vorher sind die Chinesen sozusagen eingesperrt. Das Land hat sich selbst abgesperrt von anderen. Und durch die Öffnung ist natürlich dann vieles offen geworden. Aber da es kein wirklich funktionierendes Gesetzsystem gibt, haben die Chinesen alles versucht, was sie machen können. Deswegen geht die Entwicklung auch manchmal zu weit. Aber das muss momentan auch so laufen. Die chinesische Regierung versucht jetzt auch ein Gesetzessystem einzubauen und zu stabilisieren. Das braucht natürlich seine Zeit." / ~5 k% }& O% Q+ J ; ?' R5 ^/ H2 w8 B9 _4 @; ^4 kDie chinesische Entwicklung im Blick, weiß Luo Lingyuan auch schon, wie ihre Arbeit weitergeht.
图片附件: [Eine antike Brücke in Hangzhou ist eine von Chinas berühmtesten Touristenattraktionen.] Chinas berühmtesten Touristenattraktionen.jpeg (2007-3-11 10:07, 30.22 KB) / 下载次数 119 http://rs238848.rs.hosteurope.de/bbs/attachment.php?aid=247917&k=2d42f3ad86b2d8f93d9d3e17bc866425&t=1732905778&sid=zVZjk8