Auf den Spuren des Dichter-Genies
Johann Wolfgang von Goethe starb vor 175 Jahren
Benediktbeuern/Kochel am See – Johann Wolfgang von Goethe wird als Genie verehrt. Sein monumentales geistiges und literarisches Werk wirkt in die deutsche und europäische Geistesgeschichte. In aller Welt huldigt man in diesen Tagen wieder dem großen Dichter, der am 22. März 1832, also heute vor 175 Jahren, in Weimar starb. Auf seiner berühmten „Italienischen Reise“, die ihn 1786 nach Rom führte, reiste Goethe auch durchs Loisachtal.
Trotz steiler Pässe am Kesselberg und am Zirler Berg bildete Goethes Reiseroute über Mittenwald seinerzeit den gebräuchlichsten Weg von München nach Innsbruck und weiter über den Brenner nach Italien. Die 1494 erbaute alte Kesselbergstraße ist ein kleiner Abschnitt von Goethes historischem Reiseweg über die Alpen. Steil steigt dieser weitgehend erhalten gebliebene Hohlweg zur Passhöhe hinauf, während sich weitab davon die moderne Teerpiste der Bundesstraße 11 auf ganz neuer Trasse in ausgeklügelten Serpentinen hinaufschlängelt. Unterhalb vom Kesselbergpass, kurz vor dem Walchensee, erinnert eine Goethe-Büste an seine Reise.
Die gewaltige Tagesetappe von München nach Mittenwald über annähernd hundert Kilometer war sicherlich sehr strapaziös und ließ außer den Pausen beim Auswechseln der Pferdegespanne kaum Augenblicke des Verweilens zu. Goethe protokollierte seine Fahrt durchs bayerische Oberland in einem sorgfältig geführten Reisejournal (siehe Auszug unten). In literarischer Form verbindet sich darin exakte, beinahe naturwissenschaftliche Beobachtungsgabe ganz unvermittelt mit ästhetischer Empfindung.
Oberaufseher in Bergwerk im Thüringer Wald
In die Jahre vor seiner „Italienischen Reise“ fielen bekanntlich seine sehr umfangreichen Studien zur Naturwissenschaft. Durch seine Oberaufsicht über ein Bergwerk im gebirgigen Thüringer Wald war Goethe bereits intensiv in geologische und mineralogische Fragestellungen vertieft. Mit verblüffender Aufmerksamkeit registrierte der Reisende deshalb die Phänomene der Natur und beschrieb die eigentümlichen geologischen Strukturen des von Eiszeitgletschern geschliffenen Oberlandes.
Schönes Kompliment für Benediktbeuern
Ein sehr starkes Gefühl regte sich in dem Dichter irgendwo bei Königsdorf oder Schönrain angesichts der näherrückenden Gebirgskulisse: „Nun ging mir eine Welt auf“, beschreibt er seine Empfindungen. Und eine Wegstunde weiter notiert er fast beiläufig: „Benedictbeuern liegt köstlich und überrascht beim ersten Anblick.“ Könnte ein Kompliment an das Klosterdorf schlichter und schöner ausfallen?
Es ist bekannt, dass die Nachricht vom Erdbeben von Lissabon anno 1755 den damals erst sechsjährigen Goethe stark beschäftigt hat. Später setzte er sich ganz intensiv mit dieser gewaltigsten Naturkatastrophe der Neuzeit auf europäischem Boden auseinander. Unbekannt – weil mit keinem Wort erwähnt – war es Goethe offenbar geblieben, dass zur Stunde dieses Bebens der Walchensee bei völliger Windstille in Aufruhr geraten, eine Steinlawine vom Fahrenberg auf den Fahrweg am Ufer niedergeprasselt und über Benediktbeuern ein ganzer Bergwald eingestürzt war. Sicherlich hätte Goethe diese Naturerscheinungen voller Faszination registriert.
Wer war das Mädchen in der Kutsche?
Ist Goethe vom Harfnermädchen zu seiner „Mignon“ inspiriert worden? Einem „artigen Abenteuer“ mit einem liebreizenden elf-jährigen Harfnermädchen, welches dem Dichter eine Wegstunde hinter dem Walchensee Gesellschaft leistete, verdanken wir es wohl, dass Goethes Interesse für die Landschaft vorübergehend stark nachließ. Das mag man bedauern. Generationen von Philologen haben sich über die Identität dieses hübschen und klugen Geschöpfes die Köpfe zerbrochen: Jedenfalls soll das Harfnermädchen den Frauenfreund Goethe zu seiner berühmten „Mignon“ inspiriert haben, während die Schönheit des Walchensees erst durch Lovis Corinth für die Welt entdeckt worden ist. Goethe widmete dem See lediglich die prosaische Bemerkung: „Hier bemerkte ich längere und schlankere Binsen als im Unterland!“
Heimlich unter falschem Namen abgereist
Die „Italienische Reise“, die er am Vorabend der Französischen Revolution antrat, war ein wohlvorbereiteter, aber heimlicher „Ausstieg“ des damals 37-jährigen Goethe aus seinem gewohnten Lebenskreis, aus allen menschlichen Bindungen und hochangesehenen Staatsämtern bei Herzog August von Sachsen-Weimar-Eisenach: „Den 3. September 1786. Früh drei Uhr stahl ich mich aus Carlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen hätte ....“ Mit dem Decknamen Johann Phillipp Möller reiste er unerkannt ab.
Es wurde die größte Reise seines Lebens: Die Bezeichnung „Italienische Reise“ ist etwas irreführend, weil es sich vielmehr um einen zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Rom handelte. Dort zeichnete Goethe auch unentwegt und brachte fast tausend Blätter mit nach Hause. Erst die Romantiker wandten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts intensiv der Schönheit deutscher Lande zu – Goethe, in diesem Sinne noch ganz Klassiker und von der Antike in Bann geschlagen, wollte nur auf dem schnellsten Weg in die ewige Stadt Rom gelangen.
Am 1. November 1786 endlich dort angekommen, schrieb er: „Ueber das Tyroler Gebirg bin ich gleichsam weggeflogen. Verona, Vicenza, Padua, Venedig habe ich gut, Ferrara, Cento, Bologna flüchtig und Florenz kaum gesehen. Die Begierde nach Rom zu kommen war so groß, wuchs so sehr mit jedem Augenblicke, dass kein Bleiben mehr war.“
[ 本帖最后由 Ampelmann 于 2007-3-31 17:06 编辑 ]
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