EZB warnt Banken vor Leichtsinn

Haben wir den Anfang vom Ende der Krise erreicht? Nein, meint die Europäische Zentralbank in ihrem jüngsten Stabilitätsbericht. Gerade für Banken drohen Risiken am Immobilienmarkt und durch klamme Hedge-Fonds. Deshalb der Rat der Währungshüter: Saugt euch mit Geld voll, solange es geht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht große Risiken für das Bankensystem. Zu den größten Unsicherheitsfaktoren zählen aus Sicht der Währungshüter ein anhaltender Verfall der Häuserpreise in Europa und den USA, drohende Zahlungsausfälle von Unternehmen, mögliche Turbulenzen auf dem Markt für Kreditderivate (Credit Default Swaps, CDS) und Kapitalabflüsse aus Hedge-Fonds.
"Es besteht die Sorge, dass die Refinanzierungskosten der Banken hoch bleiben. Je stärker die Finanzinstitute nun deshalb ihre Verschuldung zurückfahren und ihre Bilanzen schrumpfen, desto größer ist das Risiko höherer Abschreibungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Kraft des Bankensystems, Schocks aufzufangen, bereits beeinträchtigt wurde", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der EZB.
Banken müssen Bilanzen in Ordnung bringenMit ihrer gegenüber dem Junibericht deutlich skeptischeren Analyse stellt die EZB klar, dass die Krise für das Bankensystem noch nicht beendet ist. Zwischen dem zweiten Quartal 2007 und Dezember 2008 mussten Finanzinstitute weltweit Wertberichtigungen in Höhe von 720 Mrd. $ vornehmen. Laut der EZB entfielen davon 131 Mrd. $ oder 18 Prozent auf die europäischen Banken. Die beispiellose Serie an Abschreibungen führte dazu, dass die Banken ihr Kapital aufbessern mussten. Im gleichen Zeitraum nahmen die Häuser 765 Mrd. $ an frischem Kapital auf, 139 Mrd. $ oder 18 Prozent davon gingen auf das Konto des europäischen Bankensektors.
Aus Sicht der EZB ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. "Angesichts der Risiken, die noch vor ihnen liegen, müssen die Banken sicherstellen, dass sie ausreichend Kapital- und Liquiditätspuffer haben", schrieb die Währungshüter in ihrem Bericht. "Es darf keine Genügsamkeit geben. Die Banken müssen sich ausreichend rekapitalisieren und ihre Bilanzen in Ordnung bringen."
Tiefpunkt auf dem US-Häusermarkt erst Ende 2009 Fordert die Banken zur Wachsamkeit auf: EZB-Präsident Jean-Claude Trichet Besonders kritisch ist die EZB für den Immobilienmarkt. Sie geht davon aus, dass in den USA erst Ende 2009 der Tiefpunkt bei den Häuserpreisen erreicht ist. Auch in Europa droht eine weitere Korrektur. "Indikatoren wie das Verhältnis zwischen Preis und Mieten deuten auf eine Überbewertung in einigen Ländern hin", heißt es in dem Bericht. Das gilt nicht nur für Privatimmobilien, sondern auch für den gewerblichen Markt.
Wie vor ihr die Bank of England verwies die EZB auf die Gefahren, die von Hedge-Fonds ausgehen. Nach Daten des Datendienleisters Eurekahedge zogen Investoren allein im November 46 Mrd. $ aus den Fonds ab. "Sollte es den Hedge-Fonds nicht gelingen, ihre Investoren zurückzuhalten, dann besteht die Gefahr, dass Positionen aufgelöst werden müssen und dadurch Risiken für die Finanzmärkte entstehen", schrieb die EZB.
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