SSV

Hamburg (dpa) - Der freiwillige Sommerschlussverkauf lockt von diesem Montag an mit Preisnachlässen bis zu 80 Prozent. Wegen der hohen Temperaturen und der Fußball-WM seien viele Menschen in den vergangenen Wochen nicht einkaufen gegangen.
Das erklärten Einzelhändler in einer dpa-Umfrage. «Die Kunden können sich über eine besonders große Auswahl drastisch reduzierter Artikel freuen», bekräftigte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, in Berlin. Insbesondere bei Sakkos und Anzügen sowie bei Röcken, Kleidern und Strickwaren, Schuhen und anderen Lederwaren, gibt es noch ein großes Angebot.

«Die Ware muss vor der Mehrwertsteuer-Erhöhung weg», sagte der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen. Angesichts von drei Prozentpunkten Aufschlag vom 1. Januar 2007 an wolle kein Händler Kleidung einlagern. Viele Geschäfte wollen hochmodische und sommerliche Kleidung um 20 bis 50 Prozent heruntersetzten, einige Händler wollen die Preise radikal um 80 Prozent reduzieren. Aktuelle Ware werde zum Teil sogar unter Einkaufspreis angeboten, sagte der Sprecher des Hamburger Einzelhandelverbandes, Ulf Kalkmann. Auch wenn viele Waren bereits seit längerer Zeit reduziert seien, hoffen die Händler, dass viele Schnäppchenjäger die Rabattaktion reichlich nutzen werden.

Das Wetter machte den Textilhändlern bisher einen Strich durch die Rechnung. Einem zu kühlen Frühjahr, folgte ein zu heißer Sommer. Während der Fußball-Weltmeisterschaft sei dann Kleidung nicht sehr gefragt gewesen, klagte der Präsident des hessischen Einzelhandelsverbandes, Frank Albrecht. Dies habe sich erst am letzten WM-Wochenende geändert. «Alles, was in der Hitze getragen werden kann, ist jetzt gefragt», sagte er.

«Der Sommer ist noch nicht vorbei», betonte Busch-Petersen. Von Strandbekleidung bis zum Sommer-T-Shirt werde alles günstiger. Allerdings stehe wegen der Hitze niemand gerne lange in der Umkleidekabine. Gekauft würden derzeit Artikel, die nicht anprobiert werden müssten. Was den Unternehmen zusätzlich helfen würde, seien kühlere Temperaturen, «dann könnte der Einzelhandel das Ruder noch herumreißen», sagte der Sprecher des Einzelverbandes Nord-Ost, Dierk Böckenholt, in Kiel. Zudem habe sich der Einkauf in die Abendstunden verlagert.

Der inoffizielle Sommerschlussverkauf dauert in den verschiedenen Städten unterschiedlich lang. Nach dem Wegfall der gesetzlichen Regelungen findet er auf freiwilliger Basis statt. Mehr als zwei Drittel der Geschäfte nehmen nach Einschätzung des HDE am Schlussverkauf teil, von den großen Kaufhäusern und Baumärkten über Mode- und Sportgeschäfte bis zu mittelständischen Fachhändlern. «Der SSV als gemeinsame Veranstaltung im Handel besteht trotz der Abschaffung des Gesetzes deshalb weiter, weil die Geschäfte Platz für die Herbst- und Winterware benötigen und die Kunden gern günstig einkaufen», betonte die Geschäftsführerin des baden-württembergischen Einzelhandelsverbandes, Sabine Hagmann.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels, Jürgen Dax, riet den Verbrauchern, sich im SSV «nicht von Prozentzahlen blenden zu lassen». Vielmehr sollten sie die tatsächlichen Preise vergleichen und auch auf die Qualität achten. Die Verbraucherzentrale Thüringen warnte vor so genannten Mondpreisen. Dabei werden Waren vor dem Schlussverkauf heraufgesetzt, um sie dann wieder auf den ursprünglichen Preis herabzusetzen. «Das passiert jedes Jahr», sagte Rechtsexperte Ralf Reichertz. Er gehe aber davon aus, dass sich der Großteil des Handels fair verhalte.

Kunden sollten abwägen, ob das Produkt wirklich notwendig ist. «Reduziertes, das im Schrank verstaubt, ist ein teueres Schnäppchen», sagte Reichertz. Bei Mängeln gelte: «Egal ob reduziert oder nicht, Waren, die nach einmal Tragen auseinanderfallen, dürfen umgetauscht werden.» Ausnahme sei, wenn das Produkt wegen des Mangels billiger war.

Quelle: Westdeutsche Zeitung