《明镜》12月16日文章:MEGA-METROPOLE CHONGQING(附翻译)

MEGA-METROPOLE CHONGQING

Die umgekrempelte Stadt

Aus Chongqing berichtet Jörn Sucher

Die Glitzermetropolen Shanghai und Peking sind Symbole des chinesischen Wirtschaftswunders. Doch im Westen des Riesenreichs bringt sich ein Konkurrent in Position. Chongqing will zu den reichen Küstenstädten aufschließen - und ist bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen.

Chongqing - Ein nächtliche Taxitour durch die zentralchinesische Millionenstadt Chongqing gleicht einer Achterbahnfahrt. Dass Taxifahrer in der Volksrepublik ihre Gäste schnell und ohne Rücksicht auf Verluste befördern, ist die Regel. In Chongqing aber kommt hinzu, dass sich die Metropole auf mehrere Hügel an den Ufern der Flüsse Jangtse und Jialing verteilt. Deswegen sprechen Chinesen auch von der "Bergstadt, in der niemand Fahrrad fährt".




Und so gerät der Trip zu einer wilden Berg- und Talfahrt. Am Ende ist der Gast froh, heil aus dem altersschwachen Wagen zu klettern. "Viel Spaß noch in Chongqing, hier gibt es die besten Bars von ganz China", kräht der Taxifahrer vergnügt hinterher. Ein Drink wäre jetzt in der Tat nicht schlecht.

Der offen vorgetragene Stolz des Fuhrunternehmers auf die eigene Kneipenszene ist bezeichnend für Chongqing. Zwar wirkt die Garderobe der Einwohner im Vergleich zu Peking provinziell. Auch erreichte das Bruttosozialprodukt 2004 mit 266,5 Milliarden Yuan nicht einmal den Halbjahreswert von Shanghai. Dennoch sehen sich die Bürger als neue Avantgarde im Wirtschaftswunderland China.

Comeback am Jangtse

Man könnte von einem Comeback sprechen. Im vergangenen Jahrhundert war Chongqing zwischenzeitlich das Zentrum des Riesenreichs. 1938 zog sich die Regierung unter Chiang Kai-Shek auf der Flucht vor den Japanern dorthin zurück. Während des Zweiten Weltkriegs war die neue Hauptstadt des Landes wiederholt Ziel von Luftangriffen. Die Bunkerkavernen am Flussufer zeugen noch heute davon. Die Kommunisten unter Mao integrierten die Stadt später in die benachbarte Provinz Sichuan. Um Chongqing wurde es wieder still.

Mit der wirtschaftlichen Öffnung Chinas in den neunziger Jahren setzte der Aufschwung auch hier ein, wenn auch mit leichter Verspätung. Dabei profitierte Chongqing vom historischen Erbe. Seit jeher gilt die Stadt als Verkehrsknotenpunkt zwischen West- und Ostchina. Hier liegt einer der größten Flusshäfen am Jangtse, der wichtigsten Wasserstraße des Landes.

Seit Ende der dreißiger Jahre wurden in der Region überdies zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt. Bis heute gilt Chongqing als wichtiger Standort der chinesischen Maschinen-, Chemie- und Autobranche. Mittlerweile haben sich dort unter anderem Großkonzerne wie Honda, BP, Pepsi Cola oder Philips niedergelassen.

1997 erklärte der Staatsapparat Chongqing zur regierungsunmittelbaren Stadt, ein Status der Unabhängigkeit, den in China nur wenige Metropolen haben, darunter Peking und Shanghai. Damit nicht genug: Neben dem Stadtgebiet mit rund 7,5 Millionen Einwohnern gehört seither auch das Umland von der doppelten Größe der Niederlande mit zahlreiche Kleinstädten und Dörfern zur Verwaltungszone. Mit insgesamt 31,7 Millionen Bürgern ist Chongqing damit aus administrativer Sicht die größte Stadt der Welt - ein gigantisches Reservoir an Arbeitskraft.

Einen dritten Schub bekam Chongqing 1999, als die Zentralregierung die "Große Strategie zur Westentwicklung" verkündete. Weil die Regionen im Inland wirtschaftlich hinter dem boomenden Osten zurückblieben, begann Peking damit, den Ausbau des Westens im großen Stil voranzutreiben. Zahlreiche Infrastrukturprojekte wurden angeschoben, ausländische Investoren mit Steuernachlässen gelockt. Einer der wichtigsten Programmpunkte war und ist die Entwicklung von Chongqing.

Komfortables Energiepolster

Entsprechend gibt sich Vize-Bürgermeister Huang Qifan kaum Mühe, sein Selbstbewusstsein zu verbergen. Huang ist sozusagen ein Spezialist, was Mega-Metropolen angeht. Zuvor saß er in der Wirtschaftskommission von Shanghai. Nun macht er sich daran, Chongqing nach vorne zu bringen. Beobachter rechnen sogar damit, dass Huang ein Kandidat für höhere Aufgaben in Peking ist.

Der Politiker mit der hohen Stirn und der dicken Hornbrille empfängt seine Gesprächspartner in einem unscheinbaren Gebäude der Stadtverwaltung. Es gibt grünen Tee und der Raum ist völlig überheizt. Huang läuft zur Höchstform auf und referiert die Wachstumsstory von Chongqing. Das Bruttosozialprodukt kletterte 2004 um zwölf Prozent in die Höhe, verkündet der Vize-Stadtchef. Der Anteil an Privatunternehmen liege nun bei knapp 50 Prozent. Der Urbanisierungsgrad steige stetig.

Auch, so führt Huang weiter aus, habe Chongqing keine Energieprobleme. Wasserkraftwerke wie der gigantische Drei-Schluchten-Staudamm am Ostende des Stadtgebiets und große Gas- und Kohlevorkommen sichern die Stromversorgung. Netzzusammenbrüche - an der Küste ein häufiges Phänomen - drohten hier nicht. "Im Osten wird es mehr Energieprobleme und Arbeitskräftemangel geben. Die Unternehmen werden zu uns kommen", versichert Huang gegen Ende seines Auftritts.

(Alb-)Traum der Stadtplaner

Eigentlich brauchen Besucher den Zahlen- und Datenwust nicht, um eine Ahnung von dem Aufschwung Chongqings zu bekommen. Ein Blick auf die Skyline reicht. Überall wird gebaut. Mit gewagten Konstruktionen schwingen sich Stadtautobahnen über die steilen Flusstäler. Seilbahnen verbinden die Ufer. Auf den Straßen staut sich der Verkehr. Geschäftig eilen Fußgänger vorbei.

Beim Ausbau der Stadt kennen die Verantwortlichen kein Pardon. Alte Bausubstanz planieren sie gnadenlos. Lange Genehmigungsverfahren gibt es nicht. Chongqing ist der Traum eines jeden Stadtplaners. Oder auch nicht.

Manfred Siry jedenfalls beobachtet das Treiben mit gemischten Gefühlen. Der gebürtige Kölner arbeitet für das Stadtplanungsinstitut der Universität von Chongqing. An einem grauen Morgen Mitte November balanciert er über ein Trümmerfeld im Stadtteil Shaping-Ba. Die Bagger haben hier ganze Arbeit geleistet. Von den alten Höfen stehen nur noch jene am Hang oberhalb. Unten an der Hauptstraße, die parallel zum Jialing-Fluss verläuft, erinnern nur noch vereinzelte Mauerreste daran, dass hier mal jemand gewohnt hat. Gegenüber wächst bereits der Rohbau eines Hochhauses in den Himmel.

"In fünf Jahren wird das Stadtgebiet von Chongqing völlig umgekrempelt sein. Dann gibt es von wenigen Ausnahmen abgesehen kein Gebäude mehr, das vor 1980 gebaut wurde", prognostiziert Siry. Einige Bewohner aus den verbliebenen Altbauten schauen neugierig herüber. Für sie verbessert sich die Wohnsituation teilweise, die sanitäre Versorgung in den alten Hofgebäuden ist mitunter katastrophal. Allerdings wird das Leben auch teurer. Früher kostete eine Wohnung monatlich nicht mehr als eine Schachtel Zigaretten, heute müssen die Mieter ein Vielfaches bezahlen.

Anzeichen für Kontrollverlust

Was Siry aber größere Sorgen bereitet, ist der unkontrollierte Zuzug der Landbewohner. Eigentlich darf man in China nur mit Genehmigung der Behörden in die Stadt ziehen. "Hier aber wird die illegale Migration teilweise toleriert", erklärt der 46-Jährige. Auch deswegen, so mutmaßt er, weil der Bedarf an Arbeitskräften ungebrochen hoch ist. Der Stadtplaner sieht erste Ansätze von Kontrollverlust. "Bei der rasanten Entwicklung der Marktwirtschaft hat die Politik zusehends Probleme, den Überblick zu behalten", warnt Siry.

Erste Ergebnisse der Verselbständigung lassen sich bereits beobachten. Als Ende November im nordöstlichen Harbin nach einem Chemieunfall die Trinkwasserversorgung zusammenbrach, geriet auch Chongqing in die Schlagzeilen. Im Stadtgebiet war zuvor ein Chemiewerk explodiert, 6000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Zumindest bei negativen Wachstumsfolgen kann die Millionenstadt auf den Bergen schon halbwegs mit den küstennahen Regionen mithalten.

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翻译:广州在吃

超级大都会—重庆

发生翻天覆地变化的城市
耶尔恩 苏赫 发自重庆


大都会上海和北京是中国经济奇迹的象征。但在这个幅员辽阔国家的西部一个竞争者正蓄势待发。重庆决心成为最富裕的港口城市之一并做好为之作出巨大付出的准备。

重庆—夜晚乘坐出租车游览这座位于中国中部的拥有百万级人口的城市重庆的感觉就象是在经历游乐场的8字形回旋滑道一样。中国的出租车司机总是飞速的不顾一切的驾送着他们的乘客。重庆更为特别的地方是:整个大都会分布在长江和嘉陵江岸边的很多山上。所以中国人又称这里为山城,在这里没有人骑自行车。

这样这次出租车上的观光就变成了一次野趣的山地低谷之旅。最后乘客是开心的,并安然无恙的从不新的汽车里走出来。“祝你在重庆玩得开心,这里有全中国最好的酒吧”,出租车司机在后面高兴的大声说道。事实上此时如果能来上一杯真是不错。

出租车司机对于本地酒吧溢于言表的骄傲在重庆是很典型的。虽然这里居民的穿着还没有北京那么时髦,虽然2004年这里的国民生产总值(2665亿)还不到上海的一半,但这里的市民还是把自己看成中国经济奇迹新的急先锋。


扬子江边的复兴

这里人们可以用“复兴”这个词。在上个世纪重庆曾是中国的中心。1938年蒋介石政府为了躲避日本人逃到了重庆。在第二次世界大战中?重庆这座中国新的首都是多次空袭的目标。河岸边保留至今的防空洞和掩体证明着那段历史。随后毛领导下的共产党把重庆并入了它的邻居省份四川。重庆周围又恢复了宁静。

虽然稍微晚了一点,但随着90年代中国实行的开放政策,重庆的经济也开始蓬勃发展起来。那时重庆还只是在从它历史上的积累中获取利益。自古以来重庆就被视为是中国东西部的交通枢纽。这里的港口是长江上最大的港口之一,长江是中国最重要的水道。

此外自30年代末期以来,数量庞大的工业企业在这一地区安营扎寨。直到今天重庆仍是中国重要的机械,化学和汽车制造基地。同时其他大的康采恩也在重庆安家落户,例如:Honda,BP, Pepsi,Philips。

1997年中国国家机关宣布重庆为直辖市,那是一种独立性的象征,在中国只有少数大都会才能拥有,例如北京和上海。重庆市区有约750万人口,周边两倍于荷兰面积的地区(包括很多小城市和乡村)也属于重庆的行政管辖范围。三千一百万的总人口,从行政角度来说重庆是世界上最大的城市—巨大的劳动力储备库。

1999年中央政府宣布了“西部大开发”政策,重庆迎来了它的第三波发展。因为内地的经济落后于繁荣的东部,这样北京开始大规模的开发西部。无数的基础建设项目被安排下去,外国投资者因为赋税方面的优惠也被吸引过来。西部大开发重要的一点就是开发重庆。

舒适的能源靠垫

副市长黄奇帆轻松的掩饰着他的自信。可以这样说黄是涉及到超级大都会时的专家。以前他是上海经济委员会的成员。现在他正努力带领重庆向前。观察家甚至估计,黄是以后接受北京更高任务的候选人。

这位高额头戴厚角边眼镜的政治家在市政府一座不起眼的大楼里接待他的客人。房间里备有绿茶也有暖气。黄走上最高的讲台为大家讲述重庆经济增长的故事。2004年GDP的增长率达到最高的12%,这位副市长宣布。私人企业的份额占到近50%。城市化水平持续提高。

黄继续讲道重庆不存在能源问题。水电站,例如位于城市东部尽头附近的巨型三峡大坝,巨大的天然气和煤的储量保证电能的供应。东部沿海经常出现的大面积停电现象在这里不用太过担心。“在东部将出现越来越多的能源和劳动力不足的问题,企业将到重庆来”,黄在他演讲结束时保证到。


城市规划者的梦想即或噩梦

事实上这座城市的访客不需要那些数字和数据。感受重庆经济的蓬勃发展通过它的天际线就已经足够了。到处都在搞建设。通过大胆的建设城市道路在市区里盘旋。索道连接着河岸两边。街上交通拥堵。行人忙碌着匆匆而过。

在开发城市的过程中责任被忽视掉了。老的建筑被无情的推倒。在这里没有长长的许可过程。重庆是每个城市规划者的梦想。或者也不是。
无论怎样Manfred Siry都以复杂的心情观察着这一切。这位科隆人现在供职于重庆大学的城市规划学院。11月中旬一个灰蒙蒙的早晨他小心翼翼的走在沙坪坝的一片瓦砾上。推土机已经完成了所有的工作。那些老院子现在只在小斜坡的上方还剩下了些残垣断壁。在与嘉陵江平行的主干道下面还有一些零散的破墙,它提醒着人们曾有人住在这里。对面高层建筑的框架结构正长向云端。

“5年后重庆的市区会发生翻天覆地的变化。只会剩下少量的80年代以前的建筑”,Siry预测到。几个在老建筑里的居民新奇的朝这边看过来。从某种角度来说他们的居住条件会得到改善,老房子里的卫生设施是非常糟糕的。但生活的成本也变高了。以前一套住房一个月的费用不会超过一条香烟的价格。而现在租客要支付四倍的租金。
管制缺失的征兆
Siry更为担心的是人口不受控制的流入。本来在中国只有得到政府部门的许可后才能迁移到城市。“但在这里从某种意义上说对非法移居者是睁一只眼闭一只眼”,46岁的Siry解释道。因此Siry推测到可能是因为对劳动力的高需求从来没有间断过。城市规划者也看到了管制缺失的苗头。“显而易见在市场经济高速发展的同时,政策方面出了问题,不能维持好全局的状态”,Siry警告到。

各自为阵的结果现在已经可以看到。当11月底东北的哈尔滨因为一次化学事故而停止供水时,重庆也上过报纸的头条。重庆市区一家化工厂发生过爆炸,6000人必须离开他们的住所。至少在负面增长结果方面,这座山上的百万级城市已经差不多能和近海地区相比了。

[ Last edited by 鸟鸟爱装嫩 on 2005-12-28 at 14:26 ]

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